Jagdverein und Jagdgenossenschaft
Treibjagden in
Ellingstedt
Vorbemerkungen zu den Treibjagden von Günter
Pieper:
Ob Treibjagden schon vor der Gründung des Ellingstedter Jagdvereines, also vor 1929, stattgefunden haben, ist schwerlich zu recherchieren. Die auf dem eingefügten Foto vor den Jägern ausgelegte Strecke könnte die einer kleinen Jagd gewesen sein. Das Foto zeigt im Hintergrund das an der Dorfstraße gelegene Wohnhaus der Familie Bauer. Die Jäger sitzen vor dem Gartenzaun an der Dorfstraße - Einmündung Osterende. Leider ist das Aufnahmejahr des Fotos nicht bekannt.
Vor der Vereinsgründung sollen, so wird berichtet, von Schloss Gottorf aus organisiert, Großwildjagden in der Ellingstedter Feldmark stattgefunden haben. Unterlagen, die auf Treibjagden hinweisen, sind im Verein nicht vorhanden.
Hinweis: Detlef Schmidt beschreibt in seinem Bericht „Über die Jagd in Ellingstedt“ im Abschnitt „Geschichte der Jagd“ die damaligen Verhältnisse.
Während des 2. Weltkrieges fanden bis kurz vor seiner Beendigung nur kleinräumige Treibjagden statt. An denen haben, wie zu erfahren war, die Schulfreunde Hans Thiesen und Ernst Andresen teilgenommen.
Nach Kriegsende mussten alle Jäger ihre Waffen bei den englischen Besatzungssoldaten abgeben.
Mit der Gründung der Bundesrepublik Deutschland 1949 und dem damit verbundenen schrittweisen Abzug der Engländer, fanden Anfang der ersten 1950er Jahre Treibjagden in größerer Form statt. Aufzeichnungen über diese gibt es jedoch nicht. In zwei Protokollbüchern, das erste geführt ab 04.02.1960 bis 31.03.1992 sowie einem weiteren bis heute geführten, sind die jährlichen Streckenergebnisse enthalten. Die der Treibjagden werden darin jedoch nicht gesondert aufgeführt.
Über die Jagd in Ellingstedt von Detlef Schmidt
Aus dem Protokollbuch des Jagdvereins
Im Jahre 1929 wurde in Ellingstedt ein Jagdverein gegründet. Er wurde unter dem Namen „Ellingstedter Jagdverein e. V. in Ellingstedt“ ins Vereinsregister eingetragen.
Eine Satzung beschrieb den Zweck des Vereins, z. B. die Behörden bei der Durchführung der Gesetze über Jagdpolizei und Wildschutz zu unterstützen, dem Unwesen der Wilddieberei und des Handels mit Wild entgegenzutreten.
Es können nur Personen zu Mitgliedern werden, die zur Jagd berechtigt sind und eine Jagdkarte besitzen. Außerdem müssen sie in Ellingstedt wohnen und steuerpflichtig sein sowie das 25. Lebensjahr vollendet haben.
Der Mitgliedsbeitrag beträgt 10 RM jährlich. Jedes Mitglied haftet mit 100 RM, die bei der Schleibank in Schleswig zu hinterlegen sind und es verpflichtet sich, einer Haftpflichtversicherung beizutreten. Jedes Jahr im August hat eine Mitgliederversammlung stattzufinden.
Ellingstedt, 9. April 1929
Vorsitzender Frenz Klinker
Stellv. Vorsitzender Johannes Plähn
Kassierer J. Hansen
Schriftführer A. Nickelsen
Die Geschichte der Jagd
Seit 1721 verwaltete der Gottorfer Herzog die großen Jagdgebiete durch Forstbeamte, die für die Einhaltung der Gesetze und Verordnungen zuständig waren. Nach der offiziellen Verkündung der Jagdfreiheit vom 24.09.1850 führte ein sinnloses Bejagen aller Wildarten zur fast völligen Vernichtung des Wildes, weil keine Schonzeiten eingehalten wurden. Auch nach der Angliederung an Preußen 1864 gab es keine Besserung. Erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden Jagdvereine gegründet, die zum Beispiel festlegten, 4 Jahre kein Rehwild zu jagen. Dadurch konnte sich der Wildbestand erholen.
1935 kam das Reichsjagdgesetz zur Geltung. Die Abschussanträge waren dem Kreisjägermeister vorzulegen. Zusatz vom Kreisjägermeister mit Sitz in Idstedtwege:
1. Abschuss des Schalenwildes
Für die nächsten drei Jahre sind alle starken und gut veranlagten Gehörn- und Geweihträger unbedingt zu schonen. Abzuschießen ist nur minderwertiges Wild, wie im Abschussplan bezeichnet. Der Abschuss des weiblichen Schalenwildes ist verstärkt, aber mit der gleichen Auswahl vorzunehmen.
2. Niederwild
Treibjagden mit übertriebener Schützenanzahl ist unwaidmännisch. Die Höchstzahl der Schützen darf allgemein 20 nicht übersteigen. Ein Teil der Feldmark muss zur Hebung des Hasenbestandes alljährlich geschont werden.
18. Mai 1935 Der Kreisjägermeister
Für die Jahre 1935 bis 1938 gibt es einen Abschussplan:
Die Größe des Reviers wird mit 2200 ha angegeben, davon 25 ha Wald, 1500 ha Feld und 675 ha Wiesen. Aufgeführt wird der Wildbestand, z. B. 74 Stück Rehwild und die Anzahl der zum Abschuss vorgesehenen Tiere.
Weitere Beispiele von Abschussplänen für Rehwild
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Wildbestand |
Tatsächlich geschossen |
1943 |
10 abschussnotwendige Böcke 9 geringe Böcke 39 Stück Rehwild insgesamt |
10 abschussnotwendige Böcke 2 gute Böcke 32 Stück Rehwild insgesamt |
1965 |
21 reife Böcke 63 Böcke insgesamt 132 Stück Rehwild insgesamt |
10 abschussnotwendige Böcke 3 Böcke 27 Stück Rehwild insgesamt |
Ein Jagdpachtvertrag von 1944, also im 2. Weltkrieg
Heinrich Frahm als Vertreter der Gemeinde und der Jagdgenossenschaft und die
Pächter: |
Joh. Plähn |
Thomas Thomsen |
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Frenz Klinker |
Jürgen Niemann |
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Joh. Groth |
Heinrich Mauderer |
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Jürgen Hensen |
Die Pachtzeit wurde festgelegt vom 1.8.1944 bis zum 31.3.1954, der Pachtpreis 650 RM zu bezahlen an die Gemeinde.
Abgestempelt Kreisjägermeister
17.3.1944 Idstedtwege
1960 hatte der Jagdverein Ellingstedt 15 Mitglieder.
Erstaunlich ist, dass Frenz Klinker als Gründer 1929 bis zu seinem Tod 1962 Vorsitzender des Jagdvereins war, immerhin 33 Jahre. Das gleiche gilt auch für Joh. Plähn, der 45 Jahre Jagdleiter war. 1970 wurde Herrmann Bauer Vorsitzender des Jagdvereins, die Mitgliederzahl betrug 20 Jäger. Hans Thiesen wurde 1972 Jagdleiter und Ernst Andresen Vorsitzender des Jagdvereines., ab 1994 wurde Erich Gottburg Vorsitzender und Peter Freiberg Jagdleiter.
Der Abschussplan von 1972 ergab nach einer Zählung 60 Stück Rehwild, davon wurden 8 männliche und 8 weibliche Tiere zum Abschuss beantragt.
Bei der Versammlung der Jagdgenossenschaft am 21.05.1980 wurde Hans Naeve zum Jagdvorsteher gewählt und als sein Stellvertreter Hinrich Niemann. Erich Erichsen wurde Kassenwart, Frenz Frahm und Ernst Hansen Beisitzer.
Der Reinertrag aus der Verpachtung sollte an die Grundeigentümer ausgezahlt werden.
Die Jagdgenossenschaft verpachtete den Jagdbezirk Ellingstedt mit 2100 ha vom 01.04.1981 bis zum 31.03.1990 an die Herren
Hans Thiesen Erich Gottburg
Ernst Andresen Hermann Bauer
Werner Plähn Peter Freiberg
Hinrich Kühl Werner Gottburg
Bei der Versammlung der Jagdgenossenschaft am 06.02.1986 wurde folgender Vorstand gewählt:
1. Vorsitzender Hans Naeve
1. stellv. Vorsitzender Günter Tams
Kassenverwalter Hans Thomsen
1. Beisitzer Ernst Hansen
2. Beisitzer Gerd Habeck
Es wurde beschlossen, den Reinerlös der Pacht für ein gemeinsames Jagdfest zu verwenden.
1994 wurde der gesamte Vorstand en bloc einstimmig wiedergewählt.
Durch eine Änderung des Landesjagdgesetzes konnten im Ellingstedter Revier 13 anstatt bisher 8 Jagdpächter auftreten. Es wurden die Jäger Dieter Bothmann und Horst Klinker, Jörg Hildebrandt und Andreas Thiesen in das Jagdpachtverhältnis aufgenommen.
Bericht Eigenjagdbezirk (Jagdgenossenschaft)
Am 25.03.1998 wurde beim Kreis Schleswig-Flensburg ein Eigenjagdbezirk (EJB) von Hermann Bauer angemeldet. Es mussten mindestens 75 ha zusammenhängende Flächen vorhanden sein, nach Überprüfung der Behörde betrug die zusammenhängende Fläche 81,6 ha. Somit hatte sich ein Eigenjagdbezirk gebildet. Das Revier liegt innerhalb des Hegeringes VI (Hegeringleiter Hans Dierks, Jübek) der Kreisgruppe Schleswig. Da der laufende Pachtvertrag noch bis zum 31.03.1999 bestand, blieb die Jagdausübung bis zu diesem Zeitpunkt bestehen. Bei künftigen Verpachtungen durfte die Fläche des Eigenjagdbezirkes nicht mehr berücksichtigt werden.
Versammlung vom 30.11.1998 im Gasthof Schnack
Von insgesamt 149 stimmberechtigten Landbesitzern waren 28 anwesend.
1998 wurde der gesamte Vorstand für 4 Jahre wiedergewählt: der Jagdvorsteher Hans Naeve, sein 1. Stellvertreter Hans Peter Schröder, der Kassenverwalter Günter Tams, der 1. Beisitzer Gerd Habeck und der 2. Beisitzer Hans Peter Bartels.
Zur Beratung stand die Länge des Pachtvertrages, man einigte sich auf 9 Jahre und einer jährlichen Pacht von 3600 DM. Für das in 9 Jahren stattfindende Jagdfest sollte dann das Rehfleisch geliefert werden.
Mit dem Ergebnis der Versammlung vom 30.11.1998 war die Jägerschaft nicht einverstanden. Kritisiert wurde die Höhe der Pacht von 3600 DM. So wurde am 12.12.1998 zwischen dem Jagdvorstand Hans Naeve, Hans Peter Schröder sowie Gerd Habeck und
Erich Gottburg Dieter Bothmann
Peter Freiberg Andreas Thiesen Wolfgang Naeve
Peter Mauderer Hans Thiesen Gerd Tiedemann
Werner Gottburg Horst Klinker Jörg Hildebrandt
ein neuer Pachtvertrag über 18 Jahre geschlossen. Die Höhe der Pacht betrug 3100 DM. Für Wildschaden wurde 500 DM gezahlt.
Die verpachtete Fläche wird in einem Lageplan dargestellt.
Bei der Versammlung im Jahre 2007 verzichtete Hans Naeve auf eine Wiederwahl als Vorsitzender. Es wurde wie folgt gewählt:
1. Vorsitzender Klaus H. Grunewald
1. stellv. Vorsitzender Hans Peter Schröder
Kassenwartin Ellen Tiedemann
1. Beisitzer Henning Habeck
2. Beisitzer Hans Peter Bartels
Zum Schluss stellte Hans Naeve seinen Werdegang als Jagdgenossenschaftsvorsteher dar. Er hatte 4 Auszahlungen, 3 Jagdfeste und die Erstellung der ersten offiziellen Mitgliederliste miterlebt. Er lobte die Geselligkeit und die gute Zusammenarbeit mit den Jagdgenossen und der Ellingstedter Jägerschaft.
2008 wurde ein Mitglied wegen unkameradschaftlichem Verhalten ausgeschlossen, ein einmaliger Vorgang.
Der aktuelle Pachtvertrag beginnt am 01.04.2017 und läuft bis zum 31.03.2026. Der Pachtzins beträgt 1750 Euro. Ausgenommen von der Verpachtung bleibt der Eigenjagdbezirk von Marc Bauer mit 97 ha, so dass die Jagdnutzung auf 1900 ha ausgeübt werden kann.
Bei den Vorstandswahlen wurden gewählt:
1. Vorsitzender Klaus H. Grunewald
1. stellv. Vorsitzender Heiko Tams
Kassenwartin Ellen Tiedemann
1. Beisitzer Henning Habeck
2. Beisitzer Volker Plähn
Die Genossenschaft stellte jährlich 1000 Euro für Wegbefestigung, die Landbesitzer erhalten 5 Euro pro Hektar.
Der Jagdleiter Andreas Thiesen berichtete vom Wildbestand. Rehe waren reichlich und konnten gut verwertet werden. Eine Treibjagd war 2019 geplant.
Begriffserklärungen:
Die Jagdgenossenschaft setzt sich aus den Landbesitzern zusammen, ist Verpächter des Jagdbezirks. Die Vertreter sind nicht zwangsläufig Jäger. Die Jagdgenossenschaft handelt den Pachtvertrag mit dem Jagdverein aus.
Der Jagdverein setzt sich aus den Jägern zusammen, wählt den Jagdleiter und vergibt Jagdberechtigungsscheine. Außerdem legt er die jährlichen Abschüsse fest.
Jagdberechtigungsschein: Jäger, die nicht Pächter des Jagdbezirkes sind, können einen Jagdberechtigungsschein erhalten. Diese Scheine können vom Jagdverein jederzeit wieder eingezogen werden. Im Pachtvertrag von 2016 sind 9 Jäger Pächter. Die Pächter dürfen 8 unentgeltliche Jagderlaubnisscheine ausgeben.
Streckenberichte über die Jagd in Ellingstedt
Aus den Protokollen des Jagdvereins gehen folgende Streckenberichte hervor:
|
1938 |
1966 |
1968 |
1969 |
Hasen |
155 |
153 |
216 |
150 |
Kaninchen |
98 |
43 |
56 |
72 |
Füchse |
11 |
6 |
21 |
12 |
Wiesel |
4 |
0 |
17 |
112 |
Fasanen |
38 |
79 |
124 |
75 |
Rebhühner |
214 |
65 |
167 |
82 |
Krähen |
28 |
59 |
48 |
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