Alte Stiege in Ellingstedt
Johannes Thomsen beschreibt alte Abkürzungs- und Verbindungswege in Ellingstedt.
In alten Karten von Ellingstedt sind noch Stiege/ Steige (Fußwege) verzeichnet, die alle, bis auf den Bäckerstieg, verschwunden sind. Als die Dorfstraßen noch nicht so gut ausgebaut waren, wurden die Stiege bevorzugt, um die Besorgungswege abzukürzen. Die Stiege verliefen z.T. auf buschfreien Wällen, aber meistens quer über Wiesen, Weiden und Felder. Es gab eine Arte „Wegerecht“ für alle. Nach der Bearbeitung der Äcker mussten die Stiege neu „getrampelt“ werden. Durchlässe in den seit der Verkoppelung vorhandenen Knicks (mit Busch bewachsene Erdwälle), bestanden häufig aus 2 hochkant gestellten Steinen. Sie verhinderten das Verschließen des Stieges durch Zuwachsen und gewährten Personen den Durchgang, wegen der engen Stellung der Steine dem Großvieh jedoch nicht.
Der längste Stieg führte von der Straße Söhl, beginnend zwischen den damaligen Gehöften Gottburg und Klinker, querfeldein zum Schellunder Weg. In den 60er Jahren berichtete ein alter Mann aus Hollingstedt, dass er als junger Mann zu Fuß seine Schwester in Schellund besuchte, die dort
in Stellung war. Er wusste noch ganz genau, dass er dabei nicht an der Schmiede und den Gehöften in der Straße Schlott vorbei-gekommen war. Zu dem
Zeitpunkt lag uns noch keine Karte mit dem „Schellunder Stieg “ (1) vor. Sicherlich hat er diese Abkürzung zum Besuch seiner Schwester benutzt.
Der Karkstieg ist als Wegename für den Wirtschaftsweg zwischen den Straßen Langacker und Morgenstern bekannt. Der alte „Karkstieg“ (2.), eine Abkürzung des Weges zur Kirche nach Hollingstedt, begann in der Straße Westerende, beim Gehöft Tams. Er verlief etwa parallel zur Dorfstraße, zog sich hinter den Häusern und der Schule vorbei, quer über den heutigen Sportplatz. Er führte weiter entlang über die Straße Op de Wohm, zwischen den heutigen Häusern Op de Wohm Nr. 7 und Nr. 9 hindurch bis zur starken Biegung des Weges Karkstieg.
Im Knick, zwischen dem kleinen Wäldchen am Sportplatz und dem Grundstück Op de Wohm 16 liegend, befinden sich noch heute 2 Durchgang-Steine, z.Zt. jedoch noch durch Bewuchs verdeckt.
Ein weiterer Stieg (3.) führte von der Dorfstraße (in Höhe der Schule) nach Osten und endete zwischen dem Hauptgebäude und der Abnahme des Gehöfts Erichsen. Er hatte eine Verzweigung bis zur Straße Osterende, in Höhe des Bäckerstieges.Der Bäckerstieg (4.) erhielt seinen Namen durch die ehemals in der Straße Söhl gelegenen Bäckerei (letzter Bäcker: Wilkens). Er verläuft zwischen den Straßen Söhl und Osterende und ist der letzte verbliebene Stieg. Er wird heute jedoch nur wenig benutzt.Mein früherer Nachbar, der vor Jahren gelegentlich unseren Hund ausführte, berichtete eines Tages, dass er nach vielen Jahren wieder einmal den Bäckerstieg entlang gegangen sei, welches er sich bisher nicht traute. Aber „weil unser Hund dort unbedingt entlang wollte“, ist er ihm gefolgt.
Vermutlich hat es früher in Ellingstedt noch weitere Stiege gegeben. Sollte jemand Unterlagen oder Kenntnisse darüber haben, würden wir uns freuen, wenn uns diese zur Verfügung gestellt würden.