Das Leben eines Dorfschmieds im Wandel der Zeit
Die Schmiede der Familie Rüther
Am Beispiel von Familie Rüther beschreibt Günter Pieper die Arbeit und das Leben eines selbständigen Schmiedes von den 1930iger Jahren bis zum Ende der Firma 1990.
Der ausführliche Bericht von Günter Pieper in dieser PDF-Datei zum Herunterladen.
Es folgt eine Kurzfassung.
Otto Rüther
Das Ehepaar Else und Otto Rüther kaufte 1930 von der Familie Wilstermann ein an der Dorfstraße gelegenes reetgedecktes Wohnhaus mit angegliederter Stallung und einer Schmiede.
Als Dorfschmied fertigte er Hufeisen an und beschlug die Pferde. Auch das Anfertigen und Reparieren von Werkzeugen und Gerätschaften gehörte zu seinen Aufgaben.
Von der Wehrmacht eingezogen nahm Otto Rüther an der Besetzung Norwegens teil, wo er am 06.09.1944 in bzw. bei Lillehammer 41jährig gefallen ist. Seine Ehefrau Else musste sich in der anschließenden schwierigen Zeit alleine um ihre beiden Söhne Hans (13 Jahre) und Herbert (12 Jahre) sowie um die Tochter Thea (6 Jahre) kümmern.
Familie Rüther 1946
Hans Rüther
Während Hans Rüther von 1944 bis 1947 in Norderstapel den Beruf des Schmiedes erlernte, arbeiteten die aus Ostpreußen nach Ellingstedt gekommenen Schmiede Ernst Engbrecht und Ludwig Friedriszik eine Zeitlang in der Schmiede der Familie Rüther und hielten den Betrieb aufrecht. 1952 nahm er die Arbeit in der einst von seinem Vater betriebenen Schmiede auf.
Der in den 1950iger Jahren einsetzende Strukturwandel in so vielen Bereichen des täglichen Lebens berührte auch Hans Rüther in vielen Arbeitsbereichen. In der Landwirtschaft hielt der Traktor und mit ihm die zugehörigen Gerätschaften Einzug. An allen fielen Reparaturarbeiten an und die Traktoren und ihre Maschinen wurden schnell größer und somit leistungsstärker. Die Schmiede wurde rasch zu klein. Bevor sich Hans Rüther zum Bau einer neuen Schmiede entschied, baute er noch das Wohnhaus mit dem kleinen Wirtschaftsbereich um. Er erweiterte sein Geschäft mit dem Verkauf von Fahrrädern und Zubehörteilen. Mit den Jahren veränderte sich der Aufgabenbereich des Schmiedes und der Heizungsbau kam hinzu.
Hans Rüther war viele Jahre als Gemeindevertreter tätig und beteiligte sich auch ehrenamtlich am Bau der Mehrzweckhalle. Als Mitglied des SV Ellingstedt gehörte er zu den Aktiven in der Schützengruppe sowie in der Faustballsparte. Wie schon sein Vater Otto, der 1931 in die Feuerwehr eintrat, wurde auch Hans Rüther 1953 aktives Mitglied bei der Freiwilligen Feuerwehr. Viel zu früh starb er 1969 mit 38 Jahren.
Otto Rüther Junior
Otto Rüther folgte dem Beispiel seines Vaters und seines Großvaters und erlernte den Beruf des Schmiedes. Nachdem er den Realschulabschluss nachgeholt hatte, ging er zur Meisterschule und legte seine Meisterprüfung zum Gas- und Wasserinstallateur erfolgreich ab. Als Selbständiger stieg er in den Heizungsbau ein und beschäftigte eine Zeitlang einen Mitarbeiter. 1990 schloss Otto Rüther die Tore seines Betriebes.